29 octobre 2006

Denn wer lange bedenkt, der wählt nicht immer das Beste...

Selbstbildnis im Pelzrock, Albrecht Dürer, 1500.




1500 malt Dürer eine Selbstdarstellung in einer hieratischen Pose, die bis zu diesem Zeitpunkt Königen und Christus vorbehalten war, dessen Gesichtszüge er nachahmt. Für Albrecht Dürer war dieses Bildnis möglicherweise eine wörtliche Auslegung der Lehre von der Imitation Jesu Christi, und ein Beweis für seinen Glauben an den göttlichen Ursprung der Schaffenskraft des Künstlers als dem Nachschöpfer im Sinne Gottes.


Während sich die Maler des Mittelalters noch bescheiden als Silhouetten zeichnen und auf den umfangreichen religiösen Kompositionen und Skizzen kaum zu erkennen sind, beschäftigt sich Albrecht Dürer bereits mit der Darstellung seiner eigenen Person. Auf einem Brustbild, das der Künstler im Alter von 13 Jahren anfertigt und auf dem später die folgende Anmerkung hinzugefügt wird – „1484, als ich noch ein Kind war, habe ich mein Bild nach dem Spiegel gezeichnet” - versteckt das noch ungeschickte Kind die Hand mit dem Stift hinter dem Ärmel.

Auf einem anderen Selbstbildnis, das ungefähr auf das Jahr 1491 datiert wird, führt der Künstler seine Hand an sein Gesicht und scheint sich der Melancholie oder einem physischen Leiden hinzugeben. Eine in der Bremer Kunsthalle ausgestellte Tafel zeigt Dürer mit nacktem Oberkörper und folgender Anmerkung „Ich habe Schmerzen dort, wo mein Finger auf einen gelben Flecken weist”, und eine Zeichnung (1500-1505), die im Weimarer Schlossmuseum zu sehen ist, stellt den Maler in voller Größe und fast nackt dar, einziger Präzendenzfall in der Kunstgeschichte bis zum 20. Jahrhundert.

Neben diesen außergewöhnlichen Studien findet sich eine große Anzahl weiterer Portraits. Auf einem von ihnen, das 1493 geschaffen wurde und als eines der ersten autonomen Selbstbildnisse der deutschen Malerei gilt, ist folgende Inschrift zu lesen: „Myn Sach die gat Als es oben schtat”, womit der Künstler zugibt, dass sein Schicksal in den Händen Gottes liegt. In einem 1498 gemalten Portrait dagegen kommt das Gefühl der Überlegenheit des Künstlers als unabhängiger und stolzer Mensch zum Ausdruck: „So malte ich mich selbst im Alter von sechsundzwanzig Jahren.” Für das frontale Selbstbildnis aus dem Jahr 1500 verwendet Dürer ein Schema, das bislang der Darstellung Jesu Christi vorbehalten war.

Der Maler identifiziert sich aufgrund seines Talents mit dem Schöpfer, und trägt gleichzeitig ein Kreuz wie sein Sohn. Auf den folgenden Bildern mischt sich der Maler unter die dargestellten Personen: auf dem Rosenkranzfest, der Marter der zehntausend Christen, dem Heller-Altar und der Anbetung der Heiligen Dreifaltigkeit hält er ein Blatt Papier oder ein Schild mit seiner Unterschrift. Damit wird Dürer Teil seines Werks.